Wir Energieverschwender, Teil 4 – Strom

Nach den beiden Spitzenplätzen auf der privat beeinflußbaren Energieverbraucherrangliste – belegt von Heizung und Auto – kommt eine große Lücke, und dann der Strom: 4,7 KWh im Durchschnitt pro Tag und Person, im Vergleich zu 14 KWh/Tag/Person Individualverkehr und 19 KWh/Tag/Person Heizung.

Trotzdem ist es wichtig, sich mit dem Stromverbrauch zu beschäftigen, denn jede Kilowattstunde Strom benötigte im Jahr 2010 durch Verluste bei Erzeugung und Verteilung drei Kilowattstunden Primärenergie. Womit wir auf gleicher Höhe wie der diesel- und benzinbetriebene Individualverkehr wären – Verluste bei Erzeugung von Diesel und Benzin mal außer acht gelassen.

Also will ich heute, wie schon bei den vorherigen Kapiteln der „Energieverschwender“-Reihe, ausloten, wieviel Potential zum Stromsparen noch vorhanden ist. Dabei lasse ich Effizienzpotentiale bei Erzeugung und Verteilung außen vor, sondern konzentriere mich nur auf den Stromverbrauch ab Steckdose.

Ein durchschnittlicher 4-Personen Haushalt verbraucht also 4 x 4,7 = 19 KWh Strom pro Tag und zahlt dafür 1700 Euro im Jahr (bei 25 Cent/KWh). In dem Durchschnittswert steckt mit drin, daß bei 20% der Haushalte auch Warmwasser mit Strom erhitzt wird.

Mein eigener 4-Personen Haushalt verbraucht aktuell knapp 7 KWh Strom pro Tag. Das kostet 600 Euro im Jahr. Gekocht und Wasser erhitzt wird mit Gas. Der Stromverbrauch teilt sich wie folgt auf:

Die letzten drei Bestandteile sind dabei „virtuelle“ Verbräuche, also bei uns nicht vorhanden. Ein elektrischer Wäschetrockner (hellgrau) braucht ungefähr doppelt soviel Strom wie eine Waschmaschine. „Virtueller“ Strom für Kochen (zartblau) und Warmwasser (weiß) ist aus unserem sommerlichen Gasverbrauch abgeleitet.

Was kann dieses Schaubild jetzt die Frage zu beantworten helfen, wo Effizienzpotentiale stecken?

  1. Warmwasser wenn möglich mit Primärenergie erzeugen – 6KWh Gas ersetzen 6KWh Strom mit einem „Primärenergieschatten“ von 18KWh
  2. Ebenso beim Kochen – wenn Gas im Haus ist
  3. Wäsche auf dem Wäscheständer trocknen

OK – das drückt den Stromverbrauch von 12KWh/Tag auf 7KWh/Tag (die bunten Anteile am Ringbild oben). Und dann? Welche der weiteren Posten wären verzichtbar?

  1. Alle Geräte wie Kühlschrank/Geschirrspüler/Waschmaschine usw. sind bereits Energieeffizienzklasse A oder besser. Die Computer sind Laptops. Die Lampen meist Energiesparlampen. Nichts mehr zu machen.
  2. Schauen wir auf die Dauerverbraucher:
    1. Ein Sat-Multischalter, der  jede Stunde 13 Watt verbraucht: Macht im Jahr 114KWh, fast 5% den Gesamtverbrauchs
    2. Der EeePC File- und Backupserver, der  jede Stunde 18 Watt verbraucht: 158KWh, gut 6% den Gesamtverbrauchs
    3. Diverse Stand-By Verbräuche für Fernseher, Spielkonsole, Fritzbox, Laptops im Ruhezustand, Netzteile usw.: Auf Basis von Meßwerten geschätzt 25 Watt jede Stunde, also 219KWh im Jahr oder 9% des Stromverbrauchs

Würde ich all diese Dauerverbraucher nur bei Bedarf einschalten, könnte ich also noch fast 500KWh Strom sparen. 1500KWh Primärenergie. Dafür kann ich auch einen Monat heizen. Oder 3000 Kilometer Autofahren.

Fazit: Wo sind Effizienzpotentiale beim privaten Stromverbrauch?

  1. Die großen Klopper, die aber häufig einen Wechsel der Infrastruktur voraussetzen: Warmwasser und Kochen mit Gas statt Strom
  2. Energieeffiziente Geräte, Beleuchtung usw. Das bringt einen auf einen Level von 40-50% des Durchschnittsverbrauchs (Warmwasser herausgerechnet)
  3. Weitere 20% von diesem Level aus einzusparen werden dann allerdings richtig mühsam: Explizites Ein- und Ausschalten statt 24h-Betrieb von Kleinverbrauchern und Stand-By Verbrauch. Aber in den Keller gehen, Multischalter einschalten, bevor ich fernsehe? Oder Fritzbox einschalten, bevor ein Familienmitglied im Internet surfen will? Server erst hochfahren, wenn ich auf ein Shared Laufwerk zugreifen will?

Was meint Ihr? Lohnt es sich, diese letzten 20% anzugehen? Gibt es vielleicht clevere Schaltlösungen dafür? Schreibt einen Kommentar!

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